Team Spotlight: COO & CFO Jan Kemper.

COO & CFO Jan Kemper spricht über seine vielen Projekte und darüber, was er an N26 am meisten mag

Team Spotlight: Jan Kemper liebte die Uni – so sehr, dass er praktisch nie gegangen ist! Erfahre, wie er die Balance zwischen seinen Rollen als Führungskraft, Assistenzprofessor und Gründer findet.

Lesezeit: 10 Min.

Wenn dir dein Leben jemals zu stressig vorkommt, dann stell dir vor, du würdest in Jan Kempers Schuhen stecken. Er hat als Investmentbanker bei Credit Suisse, Goldman Sachs und Morgan Stanley gearbeitet und als Backpacker die Welt bereist. Nachdem er beinahe professioneller Badmintonspieler geworden wäre, gründete er ein Unternehmen für Triathlon-Bekleidung – und zwar mit einem Ironman-Weltmeister als Co-Founder! Dann ist da noch seine beeindruckende Karriere in der Startup-Szene: CFO bei Groupon und bei Zalando, Vorstand für Finanzen, M&A, IT und E-Commerce bei ProSieben, Managing Director (CFO/COO) bei Omio Corp – die Liste ist endlos. 

Und das ist noch nicht alles: Jan ist Assistenzprofessor an der RWTH Aachen, wo er 2010 seinen Doktor gemacht hat. Und haben wir schon erwähnt, dass er sich seit Kurzem auch mit biologischer Landwirtschaft und der Rekultivierung von Wäldern beschäftigt und ein Landhotel und Konferenzzentrum betreibt? Wie schafft er das alles? Jan sagt, dass die geistige Flexibilität, die er für eine derart schnelllebige Karriere braucht, vor allem aus seiner Zeit an der WHU (Otto Beisheim School of Management) kommt. Wir haben mit Jan über sein Studium, seine Karriere und vieles mehr gesprochen. Unser Interview wurde für eine bessere Lesbarkeit bearbeitet und gekürzt.

Erzähl uns ein wenig über dich selbst: Wo bist du aufgewachsen und welche Interessen hattest du vor deiner Unizeit?

Ich bin in Aachen aufgewachsen, einer Stadt im Westen von Deutschland in der Nähe der belgischen und niederländischen Grenzen. Ich habe semiprofessionell Badminton gespielt – ich war potenzieller Kandidat für den Olympiakader 2004 und 2008. Aber irgendwann musste ich entscheiden, ob ich mich ganz dem Sport widmen sollte – was bedeuten würde, dass ich vier Jahre lang trainieren müsste, um mich schließlich vielleicht für Olympia zu qualifizieren. Ich habe mich stattdessen für die Uni entschieden.  

Das muss eine schwierige Entscheidung gewesen sein. Wie hast du deine Universität ausgewählt? 

Nun, ich habe mich für eine sehr kleine Universität entschieden – die WHU (Otto Beisheim School of Management) in Vallendar/Koblenz. Meine Schwerpunkte waren Betriebs- und Volkswirtschaft, danach habe ich meinen Master in Rechnungswesen, Finanzen und Operations gemacht. Die WHU ist die renommierteste Universität in Deutschland für meine Fachrichtungen. Ich wollte aber vor allem in eine kleine Stadt ziehen, um mich endgültig vom Badminton zu lösen. Ich wusste, wenn ich nach Köln oder München gehe, wird es dort immer einen Verein geben, wo ich weiterspielen kann. Aber ich wollte mich voll auf mein Studium konzentrieren.

Ich wollte außerdem zu einer Universität gehen, an der ich möglichst viele Sprachen lernen und viel Zeit im Ausland verbringen konnte. Nach meinem Abschluss an der WHU konnte ich sechseinhalb Sprachen sprechen und hatte jedes Jahr drei oder vier Monate im Ausland verbracht. Ich lebte in Washington D.C., Mexico City, Madrid und Bordeaux, alles während meines Studiums. Einfach, um Zeit in anderen Ländern zu verbringen, dort zu arbeiten, neue Sprachen zu lernen – eine wahnsinnig tolle Erfahrung. 

Was hat dich zu BWL und VWL hingezogen? 

Erstmal hatte ich dadurch viele Optionen. Ich war mir noch nicht ganz sicher, was ich machen wollte, und wusste, dass ich mit einem BWL-Abschluss viele Karrieremöglichkeiten hatte. Während des Studiums konnte ich mir dann überlegen, was ich machen will. 

Ich habe außerdem wichtige Vorbilder in meiner Familie. Auf der einen Seite sind viele Generationen von Ärztinnen und Ärzten. Auf der anderen Seite Bergleute wie mein Großvater. Er sagte mir: “Jan, ich bin vielleicht nicht der schlauste Mensch der Welt, aber ich kann hart arbeiten. Und ich tue es, damit die nächste Generation studieren kann.” Dank seiner harten Arbeit waren meine Mutter und ihre Schwester die ersten ihrer Familie, die die Schule nicht schon nach neun Jahren verlassen mussten. Also sagte er: “Jan, vermassel es nicht!” Das hat mich sehr geprägt. 

Was sind deine stärksten Erinnerungen aus deiner Bachelorzeit?

Naja, es war eine Privathochschule, daher waren unsere Stundenpläne sehr gut organisiert und vorausgeplant. Es war auch eine sehr kleine Schule – in meinem Jahrgang waren nur 85 Leute, jeder kannte jeden. Die erste Person, die ich damals kennenlernte, ist immer noch einer meiner besten Freunde. Auch viele meiner engsten Freunde kenne ich alle aus dieser Zeit. Ich habe super Erinnerungen an Uni-Parties, bei denen wir – als Erstsemester – unsere Talente zum Besten gaben (meins war Rappen!). Meine damaligen Professorinnen und Professoren stehen mir immer noch sehr nahe – und einer von ihnen wurde mit Malte Brettel mein Doktorvater in Aachen, wo ich später promovierte.

Du hast während deines Studiums viel Zeit im Ausland verbracht. Kannst du uns mehr davon erzählen? Welche Herausforderungen gab es für dich?

Nach vier Semestern in Koblenz verbrachte ich zwei Semester in Bordeaux, wo ich meinen MBA machte. Dann ging ich für ein weiteres Semester nach Madrid. Meine Zeit in Spanien war einfacher – ich hatte im Vorjahr schon als Praktikant in Mexico City gearbeitet, daher konnte ich fließend Spanisch. 

Aber mit Französisch – sobald ich die französische Grenze überquerte, konnte ich mich nicht richtig artikulieren. Für die Zulassung an der WHU musste man zwei Fremdsprachen beherrschen. Ich konnte die Grundlagen der Grammatik in Französisch und bin irgendwie reingekommen. Aber im Unterricht verstand ich dann erstmal zwei Monate überhaupt nichts – kein Scherz! Mit der Zeit holte ich auf, aber das war eine der lehrreichsten Erfahrungen meiner Studienzeit: dazusitzen, in einem fremden Land, zu versuchen, durchzublicken, und kein Wort davon zu verstehen, was die anderen sagen. Aber letztendlich hatte ich eine wunderbare Zeit und habe sehr gute Freundschaften geschlossen. Bordeaux ist einfach toll! Man kann im Atlantik surfen, es gibt guten Wein – wir haben uns beidem ausgiebig gewidmet! 

Wie bist du ins Berufsleben gestartet? 

Nach meinem Master ging ich ins Investmentbanking. Ich hatte das Gefühl, dass ich immer noch einen Tritt in den Hintern brauchte, um meine Fähigkeiten im Projektmanagement zu verbessern. Damals war es nicht besonders cool, ein Banker zu sein – aber mir machte es Spaß. Das war vor der Finanzkrise. Meine Sprachskills waren sehr nützlich, da meine Chefs erkannten, dass sie mich in die Datenräume schicken konnten. Damals waren die Datenräume physisch und nicht digital. Also wurde ich quer durch Europa geschickt, um diese Datenräume mit Dokumenten auf Englisch, Deutsch, Italienisch, Portugiesisch und Französisch zu durchforsten. 

Eines Tages hast du entschieden, zurück zur Uni zu gehen und deinen Doktor zu machen. Kannst du uns ein bisschen mehr zu dieser Entscheidung erzählen? 

Ja, nach dreieinhalb Jahren im Banking wollte ich meinen Doktortitel machen. Zum einen musste ich familiär eine Zeit lang in der Nähe meiner Heimat sein. Aber ich wollte mich auch voll und ganz einem Thema widmen. Ich entschied mich für die Universität meiner Heimatstadt, Aachen, wo ein früherer Professor von der WHU einen Lehrstuhl eingerichtet hatte. Ich spielte ein paar Monate lang Mario Kart und genoss es, mein eigener Boss zu sein, dann fand ich schließlich mein Promotionsthema. 

Was war es?

Ich untersuchte den Wert, der in sozialen Netzwerken liegt: Die Menschen, die man im Kindergarten oder in der Schule trifft, Familie, Freunde – alle Menschen, die einen in konzentrischen Kreisen umgeben. Im Grunde genommen dachte ich darüber nach, welche Eigenschaften sich von der persönlichen Ebene auf die Unternehmensebene übertragen lassen, und darüber, wie man sie messen kann. Ich habe in vier Ländern geforscht – in Deutschland, in den USA (in Kooperation mit der Stanford University), in Shanghai (im Rahmen eines Austauschs mit der Tongji University) und in Hongkong. Nach zwei Jahren erhielt ich meinen Doktortitel. 

Seitdem bin ich an der Universität in Aachen geblieben, halte zweimal im Jahr Vorlesungen, bin selbst Assistenz-Professor mit den Schwerpunkten Technologie, Innovation, Unternehmertum, Operations und Finanzen und betreue Doktorandinnen und Doktoranden. Dieses Jahr sollte es dann auch mit der Professur klappen. 

Wow – starke Leistung! Du bist nicht nur Professor in Aachen, sondern hast auch eine erfolgreiche Karriere in der Startup-Szene aufgebaut. Vor N26 hast du bei Groupon, Zalando und ProSieben gearbeitet. Wie schaffst du das alles? 

Ich mache gerne viele Sachen! Außerdem glaube ich, dass ich durch die vielen Projekte immer besser werde und fokussiert bleibe. Meine Arbeitszeiten bei N26 sind sehr lang, aber wenn ich zwei Stunden an einem Thema für die Universität arbeite, bekomme ich den Kopf frei für den nächsten Arbeitstag. Ich habe auch weiterhin regelmäßig Sport gemacht. Ich nehme  an Triathlonwettkämpfen teil, auch wenn doch deutlich unregelmäßiger seit der Geburt meiner Kinder. Quasi zum Ausgleich war ich bei der  Gründung des Unternehmens Ryzon für Triathlon-Bekleidung in Köln dabei, zusammen mit Jan Frodeno.  

Für mein neustes Projekt haben meine Frau und ich vor zweieinhalb Jahren eine Farm außerhalb Berlins gekauft und daraus eine Offsite/ Event-Location mit Hotel, Pferdestall, Restaurant und Seminarhaus gemacht. Wir haben die Biozertifizierung für eine Landwirtschaft erworben und einen See und ein Stück Wald zur Renaturierung gekauft. Und das ist momentan mein größtes Projekt in meiner Freizeit. Ich habe unterschätzt, wie viel Arbeit es sein würde, aber es macht viel Spaß.

Du bist im Juli 2021 als CFO zu N26 gekommen und hast im Januar dieses Jahres die Rolle des COO übernommen. Kannst du uns mehr über deine Aufgaben im Unternehmen erzählen?

Sicher. Ich habe als CFO angefangen und kümmere mich um alle finanziellen Angelegenheiten – meine Teams erstellen die Monatsberichte, verwalten die Bilanzen und halten unsere Aktionärinnen und Aktionären up to date. Daneben steht die Finanzplanung und Aussteuerung des Unternehmens. Dazu gehört die Aufstellung des Budgets, die Erstellung von Prognosen, die Unterstützung der Mitarbeitenden in den verschiedenen Funktionen – vom Marketing über das Wachstum bis hin zum Produkt -, damit sie besser interpretieren und steuern können, was in ihren Teams passiert. Dazu generieren und interpretieren wir viele Daten, Budgetberichte und dergleichen. Und je größer das Unternehmen wird, desto komplexer und professioneller wird der Aufgabenbereich.

In der Betriebsabteilung kümmern wir uns um alles Mögliche, vom Kundendienst über Banking Operations bis hin zur Bekämpfung der Finanzkriminalität. Kurz gesagt sorge ich dafür, dass die “Maschine”, die dieses dynamische, technikgetriebene Unternehmen antreibt, reibungslos läuft – insbesondere in einem stark regulierten Umfeld. 

Was gefällt dir an deinem Job am besten?

Am besten gefällt mir an meinem Job bei N26, dass ich mit Menschen arbeiten und von Menschen lernen kann, die cleverer sind als ich. Ich würde mich selbst, zumindest in meinem Team, als den größten Generalisten bezeichnen. Aber was mich persönlich jeden Tag aufs Neue motiviert – und das ist auch der Grund, warum ich so viele Dinge tue – ist mein Wunsch, zu lernen. Und so gestalte ich meine Rolle hier jeden Tag bewusst: Ich arbeite für und lerne von intelligenten, ehrgeizigen Menschen. 

Welche Lehren hast du aus deiner Zeit an der Universität gezogen? 

Sehr gute Frage. Ich würde sagen: Content ist wichtig, aber es geht mehr darum, die Konzepte, die Denkweise und die Systeme zu verstehen, die du brauchst, um Probleme oder Herausforderungen anzugehen, zu strukturieren und zu lösen. In einem großen Startup oder Scaleup ist nichts vorhersehbar – es gibt keinen Blueprint für das, was du erschaffst. Du kennst vielleicht die Technik, aber wirst ständig mit Herausforderungen konfrontiert, die keiner vor dir kannte. Das ist etwas, das ich an der Uni gelernt habe. Zu Beginn meines Studiums ging es hauptsächlich darum, sich Dinge zu merken und sie auf Papier zu bringen. Doch mit der Zeit ging es dann zunehmend um Konzepte, wie man Dinge angeht und wie man Ideen strukturieren und vorwärtsbringen kann. Und das hat mir über die Jahre in vielen verschiedenen Unternehmen und Projekten Kraft gegeben: Das Wissen, dass egal, was mich jeden Tag erwartet – ich kann das bestimmt lösen. 

Das klingt nach einem sehr wertvollen Skill. 

Absolut. Jeden Sonntag setze ich mich hin und überlege mir, welche Top 10 oder 15 Dinge ich diese Woche erreichen will. Am Freitag dieser Woche sind dann immer noch 12 Dinge auf meiner Liste, aber ich habe vielleicht 20 Dinge erreicht. Unvorhersehbare Sachen passieren die ganze Zeit – du brauchst also diese geistige Flexibilität. Und das habe ich als erstes an der Universität gelernt. 

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Von N26

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